Die Candidate Experience beschreibt den Zyklus vom ersten Kontakt zum Bewerber bis zum letzten Kontakt zum Bewerber. Die Wissenschaft hat folgende Touchpoints definiert, um die sich Unternehmen kümmern müssen, um die Chancen zu erhöhen, ein Talent für sich zu finden und zu halten. Diese Touchpoints sind Anziehung, Information, Bewerbung, Auswahl, Onboarding und Bindung.
Anziehung!
Meine Beobachtungen werden immer wieder bestätigt – es braucht nicht viel und schon gar nicht viele Ressourcen, um einen besonderen Eindruck bei potenziellen Kandidaten zu hinterlassen. Insbesondere nicht, wenn es erstmal zu einem Kontakt kommt. Aber beginnen wir mit dem ersten Touchpoint „Anziehung oder Aufmerksamkeit“. Hier geht es darum, wie sich ein Unternehmen präsentiert und wie oft es von potentiellen Kandidaten wahrgenommen wird. Je öfter ein Kandidat also etwas über das Unternehmen liest oder es wahrnimmt, z.B. in sozialen Netzwerken, umso mehr bleibt es im Gedächtnis – einfaches Marketing.
Heutzutage ist es besonders leicht, ohne viele Ressourcen, also auch für kleinere Unternehmen umsetzbar, in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Soziale Netzwerke bieten hier eine tolle Plattform und dabei denke ich nicht nur an Facebook und Instagram, sondern eher an LinkedIn oder XING oder weitere Plattformen entsprechend der jeweiligen Branche.
Information!
Der zweite Touchpoint ist Information. Die Frage hier ist, wie möchte ich als Unternehmen bei meiner Zielgruppe wahrgenommen werden, welche Werte möchte ich transportieren und vor allem, was kann ein potentieller Kandidat erwarten, wenn er Teil des Teams wird? Und auch hier haben wir mittlerweile so viele tolle Möglichkeiten. Bilder, Videos, Interviews und alles was sich gerade auch in der täglichen Arbeit anbietet, kann einfach und unkompliziert veröffentlicht werden.
Bewerbung!
Die Bewerbung! Jetzt kommt eine der wichtigsten Phasen in der Candidate Experience. Ich erlebe sehr häufig, dass für Unternehmen die Suche nach neuen Mitarbeitern ein eher belastendes Thema ist. Selten wird es mit Vorfreude und Spannung belegt. Ich persönlich finde es immer faszinierend, gemeinsam mit meinen Kunden auf die Reise zu gehen. Denn alles ist eine Frage der Perspektive und der Wahrnehmung. Ich liebe Menschen und ihre Geschichten und deshalb fällt es mir besonders leicht, mit Menschen in Kontakt zu kommen und herauszufiltern, was sie antreibt und wo ihre Stärken liegen. Und deshalb plädiere ich auch dafür, das Recruiting an jemanden zu geben, der für das Thema brennt. Ich möchte dies nochmal bildlich für Sie in einem Beispiel verdeutlichen.
In meiner Zeit als Recruiterin für eine große Unternehmensberatung hatte ich es mit Kandidaten zu tun, die in der Regel von einigen großen und interessanten Unternehmen Angebote vorliegen hatten. Von Kandidaten, die später zu meinen Kollegen geworden sind, habe ich im Nachhinein das Feedback erhalten, dass Sie sich für das Angebot bei uns entschieden haben, aufgrund meiner Betreuung beim Auswahlprozess. Das Feedback zielte darauf ab, wie begeistert ich auch noch nach so vielen Jahren im Unternehmen, von meinem Arbeitgeber war. Zusätzlich strahlte ich wirkliches Interesse und Authentizität aus – und das fühlen Menschen – sie werden praktisch davon angezogen. Echte Wertschätzung für die Kontaktaufnahme und das Vertrauen, dass Kandidaten sich mit einer Bewerbung an Sie richten, ist unbezahlbar und mit nichts aufzuwiegen und ganz simpel umzusetzen.
Weitere Faktoren bei dem Thema Bewerbung sind natürlich auch die Art und Weise, wie sich Kandidaten bei Unternehmen bewerben können. Und auch kleinere Unternehmen, bei denen ein Bewerbermanagement-Tool aus Kostengründen keine Option ist, können den Bewerbungsprozess vereinfachen – dem digitalen Zeitalter sei Dank. Und ja, jedes Unternehmen sollte eine Karriereseite auf der Webseite haben – wirklich jedes!
Auch wenn Sie nicht so häufig neue Mitarbeiter suchen – Recruiting findet immer statt, auch wenn Sie gerade keine Stelle zu besetzen haben.
Teil 2 – Auswahl, Onboarding und Bindung im nächsten Artikel
Christiane Roghmans
Für die bessere Lesbarkeit des Textes wird auf die Verwendung geschlechtsspezifischer Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten für alle Geschlechter.